Kommunikation EPA | 29.11.2021
Wer an digitalen Innovationen arbeitet, den wird es besonders motivieren, wenn das Endprodukt im Dienste der Öffentlichkeit steht. In den ICT-Abteilungen der Bundesverwaltung finden sich dazu zahlreiche Möglichkeiten, wie die folgenden drei Projektbeispiele zeigen.
Covid-Zertifikat: Eine App für mehr Normalität

Bei der Bekämpfung einer Pandemie spielen heute digitale Hilfsmittel eine entscheidende Rolle. So wurden die Spezialistinnen und Spezialisten des Bundesamts für Informatik und Telekommunikation (BIT) im Frühjahr 2021 erneut in die Krisenbewältigung eingespannt. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) entwickelten sie in kürzester Zeit ein System für das Covid-Zertifikat.
Mit dem Nachweis einer Impfung, einer Genesung oder eines negativen Covid-Testresultats können in der aktuellen Pandemie viele Bereiche des öffentlichen Lebens wieder zugänglich gemacht werden. Gemäss Auftrag des Bundesrats im Frühling 2021 musste ein solches Zertifikat digital, einfach zu bedienen, fälschungssicher, datenschutzkonform und kompatibel mit Lösungen der EU sein. Dazu gesellte sich der Zeitdruck, denn das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben sollte möglichst bis Sommerferienbeginn wieder eine gewisse Normalität erlangen. Die Bedürfnisse der Kantone und der Test- und Impfzentren galt es dabei einzubeziehen.
Es musste ein System her, dass drei Komponenten beinhaltet: Eine Webanwendung, damit Ärzte, Apotheken oder Impfzentren ein Zertifikat generieren können, eine App zur Anzeige des Zertifikats (COVID Certificate) sowie eine App zur Überprüfung (COVID Certificate Check). Das BIT konnte dabei teils auf bestehende Technologien zurückgreifen, wie etwa die Public-Key-Infrastruktur (PKI), um den QR-Code fälschungssicher zu machen, oder das CH-Login der Bundesverwaltung für das Ausstellen der Zertifikate. Dank des offenen Quellcodes kann die Sicherheit des Systems breit getestet und bei Bedarf optimiert werden. Das Covid-Zertifikat wurde so umgesetzt, dass keine persönlichen Daten zentral gespeichert werden.
«Die Motivation war enorm hoch, der Bevölkerung nach über einem Jahr Corona-Einschränkungen das Reisen wieder zu erleichtern und den Zugang zu Grossveranstaltungen zu ermöglichen. Die grosse Herausforderung war, in der kurzen Entwicklungszeit alle Bedürfnisse der Anspruchsgruppen aufzunehmen und zu berücksichtigen. Dank der engen Zusammenarbeit zwischen allen Involvierten und dem Einsatz von Opensource-Software ist es uns gelungen, rasch eine vollständig automatisierte und digitale Lösung zur Verfügung zu stellen».
Patrik Riesen | Programmleiter Covid-Zertifikat, Bundesamt für Informatik und Telekommunikation BIT
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NewVOSTRA: Das Strafregister auf der Höhe der Zeit

Im Schweizerischen Strafregister werden sämtliche Daten über Strafurteile und hängige Verfahren geführt. Es unterstützt verschiedenste Behörden von Bund und Kantonen bei ihrer Arbeit. Im Auftrag des Bundesamts für Justiz (BJ) entwickelt ein interdisziplinäres Team des Informatik-Service-Center ISC-EJPD und des BJ derzeit ein neues Informationssystem. Die Mitarbeitenden von «NewVOSTRA» leisten damit einen wichtigen Beitrag zur inneren Sicherheit der Schweiz.
Im Schweizerischen Strafregister befinden sich naturgemäss sehr sensitive Daten. Es müssen entsprechend höchste Anforderungen an die Datensicherheit und -korrektheit gestellt werden. Das Informationssystem VOSTRA ist nun bereits 20-jährig, was eine Ablösung durch eine zeitgemässe Infrastruktur mit den aktuellsten Technologien notwendig macht. Die Behörden des Bundes und der Kantone, welche die Informationen erfassen und verwalten, sollen mit einem System arbeiten können, das digitalisierter, sicherer, schneller und insbesondere benutzerfreundlicher ist.
Als eine der ersten Anwendungen im EJPD wird das neue VOSTRA mit einer sogenannten Microservices-Architektur entwickelt, die sich am Cloud-Prinzip ausrichtet. Der grosse Vorteil dabei ist, dass die Anwendung einfach zu warten ist und einzelne Microservices problemlos ersetzt werden können, ohne das Gesamtsystem zu gefährden. Um die Sicherheit der besonders schützenswerten Daten im Strafregister zu gewährleisten, wurde eine Private PaaS (Platform-as-a-Service) in den Rechenzentren des Bundes aufgebaut. Diese Plattform erfüllt höchste Ansprüche an Sicherheit und Verfügbarkeit.
«Wir haben die einmalige Gelegenheit mit einem agilen Team ein System zu bauen, wo wir von A-Z alles mitgestalten können. Von der Systemarchitektur, über die Bedienoberfläche bis hin zum Layout des neuen Strafregisterauszugs, der doch täglich 3000-mal bestellt wird. Mich motiviert insbesondere das interdisziplinäre tolle Team und die Tatsache, an einem System zu bauen, das etwas zur Sicherheit der Schweiz beiträgt».
Daniela Schär | Product Owner NewVOSTRA, Bundesamt für Justiz BJ
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- Offene Stellen im ISC-EJPD
(Aktuell besonders gefragt: Spezialistinnen/Spezialisten in Software-Entwicklung und ICT-Architektur für Projekte in den Bereichen Justiz, Migration und Polizei) - Das ISC-EJPD als Arbeitgeber
MWST-Abrechnung easy: Steuerdeklaration leicht gemacht

Die Mehrwertsteuer (MWST) bezahlen zwar alle über den Konsum von Waren und Dienstleistungen, erhoben wird die Steuer jedoch bei den rund 400'000 Unternehmen, welche die Produkte verkaufen. Mit «MWST-Abrechnung easy» hat die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) ein besonders niederschwelliges Online-Angebot entwickelt. Damit können die Unternehmen ihre Abrechnung innerhalb von fünf Minuten einreichen.
Die Digitalisierung soll konsequent genutzt werden, um die Prozesse bei der Abwicklung der Steuergeschäfte effizienter und benutzerfreundlich zu gestalten. Davon profitieren die Kundinnen und Kunden ebenso wie die Verwaltung. Die meisten Unternehmen erledigen ihre Mehrwertsteuer-Abrechnung bereits elektronisch und nutzen dabei zahlreiche Bearbeitungsmöglichkeiten, die ihnen im Portal «ESTV SuisseTax» zur Verfügung stehen. Andererseits gibt es auch Unternehmen, welche die Einfachheit der Papierrechnung bevorzugen und ihre Deklaration ohne Account und vorgängige Registrierung eingeben möchten.
Mit «MWST-Abrechnung easy» hat die ESTV deshalb ein zusätzliches Online-Angebot entwickelt. Es erleichtert die Umstellung von der Papierabrechnung auf den Online-Standard, indem es den elektronischen Deklarationsprozess nochmals vereinfacht und auf das Wesentliche reduziert. Eine Registrierung wie bei «ESTV Suisse Tax» ist dazu nicht notwendig. Zudem können Steuervertreter (Treuhand- und Steuerberatung) neu die Deklaration für ihre Kundinnen und Kunden freigeben. Das Angebot entstand in einer Zusammenarbeit zwischen Fachverantwortlichen, Usability- und User-Experience-Designern sowie der IT-Entwicklung.
«Mich motiviert es, mit coolen Menschen zusammen bestehende Prozesse neu zu denken und Services zu erschaffen, die uns allen das Leben vereinfachen. Dank unserer agilen Arbeitsweise konnten wir in diesem Projekt eine innovative und sichere Lösung für unsere Steuerpartner schaffen. «MWST-Abrechnung easy» ist erst der Anfang. Es gibt im Steuerbereich noch einige Prozesse zu digitalisieren und automatisieren».
Matthias Pfaff | Product Owner «MWST-Abrechnung easy», Eidgenössische Steuerverwaltung ESTV
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